PolenFK-Pilot

Mit dem UL nach Polen

Wir sind mit dem UL bereits in verschiedenen Ländern in Europa unterwegs gewesen, aber Polen schien uns etwas ganz Neues zu sein: Keine Einreise über Zollflugplatz, keine ADIZ, kein Flugplangebot mehr (1) - das wäre doch was! Die AIP (2) hatte ich bereits, die VFR+GPS Karte habe ich bei Friebe bestellt. Polen ist groß, deshalb wollten wir Ziele in verschiedenen Himmelsrichtungen erreichen: Wrozlaw (Breslau) im Süden, Ketrzyn (Rastenburg) im Osten und Torun (Torn) im Westen.

Wir hatten im Mai 2011 eine Woche Zeit, und das Wetter (3) sah gut aus. Ein Hoch machte sich breit in Richtung Osten, also eine Sorge weniger. Für das UL brauchen wir keine besonderen Genehmigungen für den Einflug nach Polen.

1. Leg: Feuerstein EDQE – Bautzen EDAB – Wrozlaw EPWR (300 + 160 km)

Von EDQE ging es nach EDAB über den Thüringer Wald, entlang am Erzgebirge. In Bautzen, einem ewig langen ehemaligen Militärplatz, war gerade Flugtag und der Club versorgte uns mit Mogas, Avgas hätte es auch gegeben. Dann ging es nach Wrozlaw, einem modernen, kontrollierten Platz. Der Einflug erfolgte über Pflichtmeldepunkte. Der Funk verlief freundlich und klar verständlich in englischer Sprache. Nach der Landung wurden wir von einem Marshaller abgeholt und zum Tankwagen gebracht. Das Tanken mit dem dicken Tankstutzen verlief nicht verlustfrei. Danach wieder mit Follow-Me zur Abstellposition Gras, dann mit Crewbus zum Terminal. Mit dem Taxi erreichten wir das Hotel Lothus für ca. 40 Euro für zwei Personen mit Frühstück. Durch die zentrale Lage hatten wir es nicht weit bis zum Zentrum mit dem schönen, historischen Rathausplatz. Im Ratskeller haben wir sehr gut gegessen: Rote Beete Suppe und Rindsroulade.

Breslau


2. Leg Wrozlaw EPWR – Plock (sprich Porzk) EPPL (280 km)

Morgens mit dem Taxi zum Flughafen, mit dem Agenten durch die Personenkontrolle, mit dem Crewbus zum Wetter, dann endlich zum Flieger: Warum steht der so schief? Reifen platt. Der Crewbus kommt wieder. Der Fahrer erklärt, daß heute, am Sonntag, es keinen hier gibt, der helfen kann. Erst am Montag sei die Werkstatt wieder besetzt. Hm, was machen wir? Mit unserem Leatherman und Flugzeugheber (einer hebt den Flügel an), haben wir den Schlauch herausgeholt, und sind mit Crewbus zurück zum Terminal gefahren. Danach ging es mit dem Taxi zum Baumarkt, der glücklicherweise offen hatte, wo wir einen Schubkarrenreifenschlauch erstanden haben. Wieder zurück, durch das Terminal und mit dem Crewbus zur Abstellposition, haben wir den Flieger flott bekommen.

Der Tower bestand auf einem Flugplan (4), also gut, steht ja so auch in der AIP (besser vorher lesen, gilt auch für den Anflug). Dann sind wir in Richtung Ketrzyn gestartet. Auf halben Weg wurde uns die Sicht zu schlecht, außerdem war es schon spät wegen dem verspäten Start. Wir entschieden uns, in Plock zu landen und teilten das auch der FIS mit. Am Platz war keiner am Funk, also landeten wir im eigenen Ermessen wie sonst auch. Mit dem Taxi ging es in die Stadt an der Weichsel, historisch, schön restauriert, tolles Hotel, gutes Essen, alles im Vergleich zu zuhause zum halben Preis.


3. Leg Plock EPPL – Ketrzyn (sprich Kännchen) EPKE (250 km)

Am Platz gab es Avgas. Der direkte Weg des dritten Legs führte durch Beschränkungsgebiete, deshalb entschlossen wir uns, einen Flugplan aufzugeben mit dem direkten Kurs. Ging ganz einfach per Handy bei der AIS-C Langen. Weil der Flugplan vom Tag zuvor bei der AIS noch im Rechner war, brauchte ich nur Startzeit und neues Ziel anzugeben. Ein freundlicher und hilfsbereiter Service, vor dem man keine Berührungsängste zu haben braucht, auch wenn man nicht gerade der Profi ist. Nach dem Start wusste der polnische Controller, was wir wollten (I have your details.), also keine langen Erklärungen erforderlich.

Die Route über Olstyn (Allenstein) war landschaftlich reizvoll. Auch in Ketrzyn war keiner am Funk. Nach der Landung rief uns ein freundlicher Militär der Grenzkontrollstreife ein Taxi. Im Hotel Koch haben wir übernachtet und uns dort einen Mietwagen besorgt. Abends hatten wir noch Hitlers Kommandozentrale Wolfsschanze besichtigt. Lauter kaputte Bunker, eigentlich nicht sehenswert, wenn nicht dort das Attentat von v. Stauffenberg stattgefunden hätte.


Nikolaiken

Am nächsten Tag haben wir eine Masuren-Rundreise mit dem Auto gemacht. Von Nikolaiken aus haben wir ein Naturreservat mit Vögeln, Fröschen, Bibern und Pferden erwandert. Eindrucksvoll waren aus die Zeugnisse aus deutscher Vorkriegszeit: Mitten im Wald oder auf freiem Feld inmitten einer Gruppe Bäume stehen Gräber mit alten, deutschen Grabsteinen und eisernen Kreuzen.

Nikolaiken


4. Leg Ketrzyn EPKE – Torun EPTO (230 km)

Auch hier haben wir vor dem Start einen Flugplan aufgegeben. Unsere Startzeit hatten wir nach der Landung bereits beim Platzwart zwei Tage vorher angekündigt. Dennoch: Als nach einer Stunde Wartezeit endlich die Frau des Platzwartes erschien, um uns Benzin zu geben, sind wir lieber ohne den Service gestartet, weil es die Startzeit im Flugplan war.

Der Flug ging über Allenstein nach Torun, ehemals Torn, UNESCO Weltkulturerbe. Ein wahres Highlight, auch wenn man nur dafür aus Deutschland anreisen würde. Eine schöne, erhaltene alte Stadt, bestes Essen und ein Club am Platz, der uns mit seinem freundlichen Service beeindruckt hat. Benzin, Mogas, wurde für uns von der Tankstelle geholt. Wir haben am Platz mit Blick auf den Flieger übernachtet, und Thomas hat uns alles über Fliegen in Polen erzählt, was wir wissen wollten. Er bietet an, über die Email Adresse des Clubs auch Eure Fragen in Englisch zu beantworten.

Torun

5. Leg Torun EPTO – Feuerstein EDQE (340 + 370 km)

Diesmal ohne Flugplan, weil ohne Beschränkung auf Westkurs, ging es mit Zwischenlandung in Eisenhüttenstadt EDAE (nur Avgas) zurück zum Feuerstein. Fünf Stunden Flugzeit bei Thermik bis 8000 ft sind dann ausreichend, um den Flieger mal eine Woche stehen zu lassen.



EPWR:
Landung 25 EUR, Parken 2 EUR, Handling 15 EUR, Tanken 2 EUR/l, Hotel Lothus (3*), 53 EUR DZ/F 2 Personen

EPPL:
Landung nix, Tanken 2 EUR/l, Hotel Starzynski (4*) DZ/F 75 EUR 2 Personen

EPKE:
Landung Parken 45 EUR, Hotel Koch (4*), Mietwagen 50 EUR/Tag www.lotniskoketrzyn.pl

EPTO:
Super 1,55 EUR/l, Landung und Übernachtung (2* sauber und einfach) DZ oF 30 EUR 2 Personen am Platz im Aeroklub Pomorski, sekretariat@aeroklub.torun.pl
www.aeroclub.torun.pl


(1) Einflug nach Polen: http://www.daec.de/aktuell/2011/04/Polen_Einflug_frei.php
(2) AIP Polen http://eddh.de/equipment/ais.html
(3) Wetter Polen http://awiacja.imgw.pl/ oder telefonisch bei Fliegerkameraden erkundigen
(4) Flugplan AIS-C +49 (69) 780 725 00 oder in Polen bei der FIS aufgeben

Insgesamt waren es 2000 km in fünf Tagen.
Mit der FK9 MkII mit zwei Personen im Schnitt mit 14 l/h und 15 h mit 140 km/h.

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