Alternative Antriebskonzepte im Ultraleichtflug
unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Aspekte

von Helge Berner

 

Kapitel 2: Ist- Analyse

Um Möglichkeiten zur Optimierung zu finden, muss im ersten Schritt zunächst einer Ist- Analyse durchgeführt werden.

Hierbei wird der Markt der verkehrszugelassenen Ultraleichtflugzeuge mit einer Leermasse über 120kg untersucht. Fluggeräte unter 120kg fallen in die Kategorie "Leichte Luftsportgeräte" und sind von der Zulassungspflicht in Deutschland befreit, weshalb diese hier nicht weiter erläutert werden.

Um ggf. subjektiven Eindrücken im Bereich der Antriebstechnik vorzubeugen, wird eine Betrachtung der in Deutschland am häufigsten zugelassenen Ultraleichtflugzeuge erfolgen.

Eine Analyse sämtlicher zugelassenen Flugzeuge ist auf Grund der Vielzahl nicht möglich, sowie auch nicht zweckmäßig.

 

2.1 Zulassungsstatistik

Im Jahre 2014 waren in Deutschland insgesamt 3987 Ultraleichtflugzeuge mit einem MTOW über 120kg zugelassen. Diese Zulassungen teilen sich auf die beiden Luftsportverbände DAeC und DULV auf.

Anhand der Tabelle lässt sich erkennen, dass in den letzten Jahren ein stetiger Zuwachs an Zulassungen stattgefunden hat.

Neben den aerodynamisch gesteuerten Ultraleichtflugzeugen, steigt der Bestand an Tragschraubern noch stärker an.

 

Tab. 1: Verkehrszulassungen des DAeC8

Verkehrszulassungen des DAeC

 

Der starke Anstieg in dieser Klasse, hängt unter anderem mit der stetigen Weiterentwicklung im UL- Bereich, sowie den deutlich gestiegenen Kosten in der nächst höheren Flugzeugklasse, der Echo-Klasse, zusammen. Während die meisten Wartungsarbeiten an Ultraleichtflugzeuge durch sachkundiges Personal, in den meisten Fällen der Eigentümer selbst, durchgeführt werden dürfen, muss in der höheren Klasse ein Fachbetrieb aufgesucht werden.

Dieser Umstand, genau wie die deutlich höheren Kosten für Kraftstoff (Verbrauch 25l - 40l pro Flugstunde), Versicherung, Unterhalt sowie den immer bessere werdenden Flugleistungen der Ultraleichtflugzeuge, lässt viele Piloten in die kleinere Klasse wechseln.

Auch die Kosten für die Ausbildung und den Scheinerhalt, für den eine bestimmte Mindestflugstundenzahl innerhalb von 2 Jahren nachzuweisen ist, steigert die Popularität der Mike- Klasse.

Die Benennung in Echo oder Mike Klasse hängt mit der entsprechenden Kennzeichnung der Flugzeuge zusammen. Während ein Ultraleichtflugzeug eine Zulassung nach dem Schema D-M*** erhält, sind Flugzeuge mit einem zulässigen MTOW von 2t mit D-E*** erkenntlich. Das D- steht hierbei für das Zulassungsland Deutschland.

 

Tab. 2: Einteilung der Luftfahrzeugklassen

Luftfahrzeugklassen

 

Teilweise sind die heutigen Ultraleichtflugzeugen auf den ersten Blick nur noch durch die Kennzeichnung von den größeren und schwereren Maschinen der Echo Klasse zu unterscheiden.

 

Auf Grund der angesprochenen Vielfalt der Flugzeugmodelle, werden nur die zehn am häufigsten zugelassenen Ultraleichtflugzeuge näher betrachtet9.

 

Tab. 3: Zulassungsstatistik Ultraleichtflugzeuge in Deutschland
(eigene Darstellung nach Zulassungsstatistik vom Aerokurier vom 11.07.2015)

Zulassungsstatistik

 

Bei in der Tabelle dargestellten Modellen handelt es sich fast ausschließlich um Flugzeuge, die in verschiedenen Varianten schon seit vielen Jahren von den Herstellerfirmen vertrieben werden. Durch diesen Umstand stellen diese Ultraleichtflugmodelle einen großen Anteil am UL Markt in Deutschland dar. Lediglich der am zweithäufigsten zugelassene MTOsport, sowie der Kiebitz stellen Besonderheiten dar.

Bei dem MTOsport der Firma AutoGyro mit Sitz im niedersächsischen Hildesheim, handelt es sich um einen Tragschrauber, der im Gegensatz zu den aerodynamisch gesteuerten Ultraleichtflugzeugen ein maximal zulässiges MTOW von 560kg10 statt 472,5kg besitzt. Diese Änderung gilt seit dem 28.12.2012 und ist beschränkt sich lediglich auf Tragschrauber. Die bisher geltenden 450kg + 22,5kg für das vorgeschriebene Rettungsgerät bleiben für die anderen UL Klassen erhalten.

Dadurch entstehen bei der Konstruktion und Auslegung der Tragschrauber deutlich mehr Möglichkeiten in Bezug auf Ausstattung und Motorisierung.

 

Eine weitere Besonderheit stellt das Flugzeugmodell Kiebitz dar. Der in Gemischtbauweise hergestellte Doppeldecker kann im Gegensatz zu den anderen Modellen nicht käuflich als fertiges Flugzeug erworben werden, sondern muss in Eigenleistung nach Bauplan hergestellt werden. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz zum Bau des Fluggerätes. Diese sieht vor, dass lediglich die Aluminiumrohre für den Rahmen vom Flugzeugkonstrukteur, Herrn Michael Platzer, bezogen werden. Alle restlichen benötigten Teile müssen durch den Käufer des Bauplanes in Eigenregie hergestellt und montiert werden.

 

2.2 Übersicht verwendeter Antriebskonzepte

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, greifen viele Hersteller als Antrieb für Ultraleichtflugzeuge auf Motoren des Herstellers Rotax zurück.

Um eine genaue Übersicht zu erhalten ist es notwendig zu überprüfen, welche Motoren in den verschiedenen Flugzeugmodellen zugelassen sind. Hierzu wird die Zulassungsstatistik mit den Datenblättern der Luftsportverbände verglichen. Da keine Datenbank mit einer kompletten Übersicht existiert, muss die Zusammenstellung der gewünschten Informationen manuell über die Datenblätter erfolgen, die durch den DAeC und DULV zur Verfügung gestellt werden.

 

Beim Auswerten und Gegenüberstellen der zugelassenen Antriebskonzepte unter den zehn am häufigsten in Deutschland zugelassenen UL Flugzeugen zeigte sich folgendes Ergebnis:

 

Tab. 4: Motorenübersicht der Ultraleichtflugmodelle

(eigene Darstellung nach Auswertung der Datenblätter vom DAeC)

Motorenübersicht

 

Wie bereits erwähnt finden sich hauptsächlich Motoren der Firma Rotax als Antriebskonzept wieder. Lediglich die FK9, sowie das Selbstbau Modell Kiebitz bilden hier deutliche Ausnahmen.

Des Weiteren konnte bei der weiteren Analyse festgestellt werden, dass neben den verwendeten 4-Takt Motoren, auch noch mehrere 2-Takt Motoren zum Einsatz kommen.

Neben Hubkolbenmotoren findet sich in der FK9 des Weiteren ein Kreiskolbenmotor, auch als Wankelmotor bezeichnet, sowie ein Triebwerk von Mercedes Benz, das seinen Ursprung in dem Automodell Smart hat.

 

Abgesehen von den etablierten Flugmotoren 912UL und 912ULS der Firma Rotax, finden auch noch Motoren anderer Hersteller Verwendung. Um diese miteinander vergleichen zu können, bzw. die Vor- und Nachteile der verwendeten Antriebe zu verstehen, werden im nächsten Kapitel zunächst einige grundlegende Merkmale der Motorentechnik näher erläutert.


Helge Berner

 


8 vgl. Deutscher Aero Club e.V. 2014 S.10
9 vgl. aerokurier 11/2015
10 vgl. DFS Deutsche Flugsicherung 2012

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