Armin Hanus

Mit 100 ROTAX-Pferden rund um die Ostsee
(Etappen 1 bis 5)

Eigentlich wollten wir im Juni 2016 in den hohen Norden nach Norwegen fliegen. Die Planung stand, die Detailplanung war auch schon fertig, nur die Wettervorhersage war in dem von uns gewählten Zeitraum in Norwegen kritisch. Also musste Plan B, die Umrundung der Ostsee, aktiviert werden.
Vor dem Flugvergnügen stand noch einmal richtig Arbeit für die Mainzer Piloten an. Auch bei diesem Plan waren zwar keine Schengen Ein- und Ausreiseformalitäten zu klären, da alle Länder auf unserer neuen Route Teil des Schengen-Abkommens sind. Dafür gab es aber das übliche Standard-Programm: Karten, AIP-Infos, Lufträume, Notams, Betriebszeiten, Sprit und die Wettervorhersagen, soweit diese über einen solch großen Bereich und längeren Zeitraum überhaupt möglich sind
. Das Ergebnis unserer Vorarbeiten ist hier zu sehen: 8 Länder sollten in 10 Etappen und ca. 20 Flugstunden bewältigt werden - wenn Wind und Wetter mitspielen. Und genau so lief es ab:

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1. Etappe: Von Mainz nach Schönhagen.
Die Strecke von 450 km hatte keine besonderen Herausforderungen und war letztlich in ca. 2:20h recht entspannt zu schaffen.

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Wie geplant erreichten wir dabei Schönhagen gegen Mittag. Zur Landung ging es über den rechten Queranflug zur Piste 07. Der Platz ist mitten in einem Waldgebiet angelegt worden – somit ganz leicht zu entdecken!


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Nach der verdienten kurzen Pause, dem Nachfüllen von 44 Liter UL91 und dem obligaten Wettercheck waren wir für den Weiterflug nach Polen gerüstet. Also weiter!


2. Etappe: Schönhagen - Torun.
Eine 390 km lange Teilstrecke, für die wir 2:05h eingeplant hatten.

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Die Landesgrenze zu Polen passierten wir bei Frankfurt/Oder, dann Frequenzwechsel zu Poznan Information auf 126,30.
Auch in Polen gab es guten Service durch das dortige FIS Personal und deswegen überhaupt keine Probleme, die von uns geplante Route nach Plan abzufliegen.

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So erreichten wir die Stadt Torun (Thorn) an der Weichsel pünktlich. Frequenzwechsel zu Torun Radio auf 122.20 und über Blindsendungen (mal was anderes) teilten wir unsere Landeabsicht mit.

 

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Torun hat 7 (in Worten: sieben) in der AIP ausgewiesene Landebahnen, davon 2 mit Asphalt in etwas fragwürdigem Zustand. Nach einem Überflug zur Erkundung der Wind- und Verkehrssituation entschieden wir uns für die 28R - wie sich herausstellte, eine gute Wahl. Einfacher war die Wahl der Biersorte in der Cafeteria des Aeroklubs Pomorski, da gab es 1 (in Worten: eine).

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Für den Flieger hielt der Aeroklub jedoch verschiedene Sorten Sprit bereit. Mit Hilfe von 2 lokalen Experten gelang es uns nach einigen Versuchen, der automatisierten Tankanlage 40 Liter MOGAS zur Fütterung unserer hungrigen ROTAX-Pferde abzuringen.
Danach hieß es: Ab in die Stadt! Wir fanden recht schnell eine passende Unterkunft, so dass uns noch genügend Zeit für eine Stadtbesichtigung blieb.
Die Geschichte von Thorn geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Die Stadt war zeitweise Sitz des Deutschen Ordens und hat eine wechselvolle Geschichte. Heute leben in Torun ca. 200.00 Einwohner und die Altstadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Nikolaus Kopernikus, einer der bedeutendsten Astronomen der Neuzeit, ist der bekannteste Sohn der Stadt.

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Auch das hat die Altstadt zu bieten: Wer sich nicht an Recht und Gesetz hält, hat in diesem historischen Gebäude Gelegenheit, über seine weitere Zukunft nachzudenken.

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3. Etappe: Von Torun ging es weiter nach Ketrzyn.
Mit 220 km eine etwas kürzere Teilstrecke, die ganz locker in ca. 1:20 h zu bewältigen war.

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Der Flug führte uns über die schöne Seelandschaft der Masuren. Die Masuren sind eine Region des ehemaligen Ostpreußens und gehören heute zur polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Die Masuren haben einen hervorragenden Ruf als vielseitiges Feriengebiet mit einer grossen Auswahl von Freizeittätigkeiten.


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Unser Ziel, Ketrzyn (deutsch: Rastenburg), hatten wir gewählt, da es dort die Möglichkeit gibt, MOGAS von der nächstgelegenen Auto-Tankstelle zu erhalten. Das funktionierte dann auch perfekt. Während der Helfer des Flugleiters 25 Liter Superbenzin für uns holte, wurden wir in der Cafeteria mit polnischen Plätzchen und Kaffee

liebevoll versorgt. Vorbildlich!
In der Nähe von Ketrzyn liegt die sogenannte Wolfsschanze, ein Lagezentrum des Führungsstabes der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg. Dort fand am 20. Juli 1944 das missglückte Attentat auf Hitler statt. Der Flugplatz von Rastenburg wurde damals von der Wehrmacht und Luftwaffe angelegt und genutzt.

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4. Etappe: Es geht weiter.
Von Ketrzyn flogen wir mit Flugplan nach Riga/Spilve. Immerhin eine 460 km lange Strecke, auf der 2 Landesgrenzen (Polen/Litauen und Litauen/Lettland) zu überfliegen waren. Auf diesem Abschnitt befinden auch einige Lufträume, die es zu beachten galt. Geplante Flugzeit für diesen Abschnitt: 2:35h.

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Und so lief es ab: Nach dem Start in Rastenburg bot sich uns nochmals das schöne Landschaftsbild der Masurischen Seenplatte in ganzer Schönheit. Dann kam auch schon bald die Überquerung der Grenze am Meldepunkt VABER - verbunden mit Frequenzwechsel von Olsztyn Information nach Vilnius Information.
Flott brausten wir weiter über ganz Litauen bis zum Meldepukt GUNTA an der Grenze zu Lettland. Leider lag auf unserem Weg durch Litauen kein für uns geeigneter Flugplatz, so dass wir ohne Zwischenstopp in Litauen bis nach Lettland geflogen sind.

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Ab GUNTA waren wir unter der Obhut von Riga CTL bis zum Anflug auf Riga/Spilve. Dort gibt es verschiedene Meldepunkte über die, ja nach Windrichtung, eingeflogen wird.

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In unserem Fall war es der am Rande eines Sees gelegene Meldepunkt CLUB. Von dort sind wir weiter über die Kohlenberge und Kräne im Hafen zur Landung auf der Piste 14 geflogen.

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Der Rest war ein Kinderspiel und wir standen bald vor der Tankstelle in der Nähe des imposanten Terminalgebäudes. Die Frage war nun: Wie kommt man an den Sprit? Keine Menschenseele in Sicht - was nun? Irgendwann fanden wir doch noch jemanden der uns erklärte dass wir am Vormittag des nächsten Tages tanken können.

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Nach Eroberung eines Taxis ging es in die Stadt und wir fanden auch recht schnell ein Hotel im Altstadtbereich. Riga ist eine alte Hansestadt und mit ca. 700.000 Einwohnern ist Riga die größte Stadt des Baltikums. Die Stadt geht auf eine deutsche Gründung im 13. Jahrhundert zurück. Der Altstadtbereich ist wunderschön und erinnert teilweise an Danzig. Seit 2016 trägt Riga den Ehrentitel "Reformationsstadt Europas".

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5. Etappe: Von Riga nach Tallin
Um von Riga in Lettland nach Tallin in Estland zu kommen waren 300km in ca. 1:30h zu überwinden. Kein Problem: Inzwischen waren wir in Übung.

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Vorher galt es noch, einen Flugplan aufzugeben und den Tankwart zu finden. Nur: Am alten Tower war keine Hilfe zu erwarten. Zum Glück gab es eine Flugschule im Container neben dem alten Towergebäude. Ein Fluglehrer kannte sich aus und half uns, auch diese kleinen Hürden zu überwinden.
Schließlich fanden 42 Liter AVGAS den Weg in unseren Tank und der Weiterflug war gesichert.

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Der Abflug ging über den Hafenbereich in Richtung Küste und von dort immer an der Küste entlang bis zur estnischen Grenze.

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Im weiteren Laufe des Fluges hatten wir es, wie vorhergesagt, mit einer sinkenden Wolkenuntergrenze bei guten Sichten zu tun. Es blieb für uns jedoch immer ein ausreichender "Sehschlitz" der eine sichere VFR Navigation ermöglichte.

 

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Dann wurde es wieder deutlich besser und in Tallinn schien sogar die Sonne. Aber es war jetzt relativ kalt und zudem ordentlich windig.

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Der Towerlotse führte uns zur Landung auf der 26, von der die ersten 500m fehlten. Seine Frage, ob uns die verbliebenen 2500m ausreichen, konnten wir mit "positiv" beantworten.
Den GAT Parkplatz erreichten wir mit Hilfe eines "Follow Me" und dann galt es, den Flieger ordentlich zu verzurren.

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Da der GAT Parkplatz ewig weit vom Terminal entfernt ist, war eine Reise im Minibus angesagt. Auf dem Weg zum Terminal sahen wir einen Jet der "Air Peace". "Air Peace" ist eine Airline in Nigeria, die normalerweise nur in Afrika operiert. Haben die sich nach Tallinn verirrt?
Wie auch immer, das Rätsel blieb ungelöst. Wir machten uns auf den Weg in die Stadt und fanden dank eines der Internet-Hotelportals ein geeignetes Haus in der Altstadt.

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Tallin, früher Reval, geht auf eine dänische Gründung im 12. Jahrhundert zurück. Reval gehörte im 13. Jahrhundert zeitweise zum Deutschen Orden und später zur Hanse. Die Stadt hat eine historische Stadtmauer. Heute ist Tallinn die Hauptstadt von Estland und hat ca. 430.000 Einwohner.

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Diese Gasse ist ein Beispiel für die Vielfalt der Architektur im Altstadtbereich. Auffallend sind die teuren Luxuskarossen auf Tallinns Strassen.

 

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In der Oberstadt, befindet sich der Domberg, das Wahrzeichen der Stadt. Im neuen Palast befindet sich der Sitz des estnischen Parlamentes.

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Die Residenz des deutschen Botschafters befindet sich im Regierungsviertel des Altstadtbereiches. Alles sehr beschaulich.

 

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In der Altstadt findet man überhaupt viele schöne Gebäude und mit teilweise sehr teuren Läden - also Kreditkarte gut festhalten.

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