Armin Hanus

Mit 100 ROTAX-Pferden rund um die Ostsee

(Etappen 6 bis 10)


6. Etappe: Tallinn - Helsinki/Malmi


Mit ca. 90 km nur ein "Hüpfer“ über die Ostsee. Tanken war heute nicht notwendig.
Wegen der recht komplexen Luftraumstruktur mit zahlreichen militärischen Gebieten vor der finnischen Küste haben wir uns ein ausführliches Briefing bei AIS in Tallinn eingeholt. Nach Aufgabe des Flugplans und dem Wetterbriefing waren wir soweit. Die Fahrt vom Terminal zum Flieger im warmen Minibus war gemütlich. Das Vorbereiten des Fliegers im kalten Wind war dann weniger amüsant. Nach dem Anlegen der Schwimmwesten konnten wir schließlich in unseren Flieger einsteigen, das Cockpit schließen, den Motor starten und uns die Rollfreigabe einholen.

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Dann kam die Frage vom Tower ob uns die verkürzte Startstrecke reicht. Auch diesmal konnten wir das mit "positiv" beantworten.


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Weit vor dem Bahnende waren wir schon auf der freigegebenen Höhe und flogen in Richtung der Küste und von dort zum Meldepunkt NAISA.

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Nun lagen 70km offenes Meer bis zur finnischen Küste vor uns. Bald wurden wir von Tallinn CTR entlassen und nahmen Kontakt mit Helsinki APP auf. Dort wurden wir mehrfach auf die militärischen Aktivitäten vor der finnischen Küste aufmerksam gemacht und folgten brav den Anweisungen des finnischen Lotsen, um Konflikte mit der finnischen Landesverteidigung zu vermeiden (denn unser Flugzeug war eher schlecht gepanzert).

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Bald war die finnische Küste erreicht und wir wurden nach NOKKA an Malmi Tower übergeben. Malmi hat gekreuzte Bahnen und ist umgeben von Lärmschutzgebieten, die es strikt zu beachten gilt. Der Flugplatz ist wegen seiner Lage inmitten von lärmempfindlichen Wohngebieten sehr umstritten. Also aufpassen, um die richtige Bahn zu treffen und für Lärmbeschwerden keinen Anlass zu geben.

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Helsinki Malmi hat eine lange Tradition und es sind auch historische Flugzeuge am Platz stationiert. Das Terminalgebäude ist ein echter Hingucker.
Im März 2016 wählte der europäische Denkmalschutzverband "Europa Nostra" den Flughafen Malmi als eine der sieben meistgefährdeten Stätten des Kulturerbes in Europa. Ende Dezember 2016 plant Finavia, der bisherige Betreiber, den Betrieb einzustellen. Seit Januar 2017 soll der Flugplatz in den Besitz der Stadt Helsinki übergehen und der Platz soll dann nur noch als unkontrollierter Flugplatz mit der Bahn 18/36 weiter betrieben werden. Der Rest des Geländes soll in den folgenden Jahren in Wohn- und Gewerbegebiete umgewandelt werden.


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Das Terminalgebäude ist ein Rundbau und beherbergt alles was Piloten brauchen. Das skandinavische Mittagsbüffet im "Kahvila" war Klasse.
Für den Flieger gab es 43 Liter feinstes AVGAS zu skandinavischen Höchstpreisen.


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7. Etappe: Die Strecke von Helsinki nach Stockholm
betrug 420km, für die wir 2:45h einplanten. Wegen der zahlreichen Lufträume entlang der Küste war wieder ein ausführliches Briefing angesagt. Die Leute in Malmi waren herbei sehr hilfreich und unser Flugplan wurde dann auch von AIS im ersten Anlauf akzeptiert.

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Auch das Wetter bereitete keine Schwierigkeiten, so dass auf diesem Teilabschnitt genügend Zeit blieb, die einzigartige Küstenlandschaft unbeschwert zu genießen.

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Ein paar Durchflüge durch Kontrollzonen und die üblichen Frequenzwechsel bei Passage der Landesgrenze bei SOKVA waren keine besondere Herausforderung.

 

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Ab dem VOR TEB östlich von Stockholm gab es aber dann wieder etwas mehr Arbeit. Es galt nun die Kontrollzone von Stockholm/Bromma zu durchfliegen die auf unserem Weg nach Stockholm/Ska lag.

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Trotzdem blieb auch noch etwas Zeit, die Stadt Stockholm aus der Luft zu besichtigen, bevor wir uns dem Flughafen Stockholm-Bromma näherten.

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Der Towerlotse von Bromma leitete uns direkt über seinen Flugplatz. Bromma ist seit der Öffnung von Stockholm-Arlanda ein Regionalflugplatz mit erheblichen Einschränkungen und war für uns wegen der eingeschränkten Parkmöglichkeiten (PPR) keine Alternative für eine Landung.

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Die bessere Wahl war Stockholm-Ska, ein kleiner aber feiner Grasplatz mit gekreuzten Bahnen, MOGAS / AVGAS Tankstelle und moderaten Preisen.

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Die Infrastruktur ist minimalistisch, aber alles funktionierte und die hilfsbereiten Leute vom Aeroklub halfen uns, ein Taxi zu besorgen und ein passendes Hotel in Stockholm zu finden. Für den Flieger gab es 45 Liter preiswertes MOGAS, Landegebühren fielen in Ska keine an.

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Am Platz gab es auch eine Gruppe von Piloten die sich mit historischen Flugzeugen und Autos beschäftigen. Hier das sehenswerte Jeep/SAAB Gespann von Ole.

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8. Etappe: Für den Streckenabschnitt von Stockholm/Ska nach Ronneby
war ein Wetterwechsel vorhergesagt. Die 380km führten immer schön der Küste entlang und Ausweichflugplätze waren im Streckenverlauf mehrere vorhanden. Die Flugdauer hatten wir mit 2:00h veranschlagt und mit genügend Spritreserve konnten wir bei Bedarf einen der möglichen Alternates ansteuern.

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Nach dem Start und auf dem Weg bis Nyköping war alles noch völlig entspannt, aber das sollte sich dann bald ändern.


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Zwischen Västervik und Oskarshamn spielte das Wetter an der Küste "Rock´n roll" mit uns.

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Wegen der deutlichen Verschlechterung der Wetterlage im Küstenbereich mussten wir vom Schatten ins Licht, also zum Meer hin ausweichen.

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Von FIS wussten wir, dass in Ronneby VFR Bedingungen bestanden, was uns der der Fluglotse am Tower etwas später bestätigte, so dass unsere Landung dort sichergestellt war. Nach dem Einflug in die Kontrollzone und der Landung begann es auch hier zu regnen, so dass wir ein Pause einlegten. Im kleinen Terminal gab es für die Piloten einen skandinavischen Imbiss und für unseren Motor wurden 38 Liter AVGAS erworben.
Die Wettervorhersage für den Rest des Tages war auf unserer Strecke gut, aber für die nächsten Tage war ein deutlicher Wetterumschwung angesagt. Somit war es ratsam unsere Heimreise zügig anzutreten.

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9. Etappe: Für die 400km von Ronneby nach Lübeck
hatten wir 2:15h berechnet. Die Streckenwettervorhersage war gut.

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Also ging es bei guten Wetterbedingungen weiter entlang der schwedischen Küstenlinie bis südlich Malmö.

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Von der Südspitze Schwedens nahmen wir dann Kurs auf Süd-Ost-Dänemark in Richtung VOR CODAN auf der dänischen Insel Mön.

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Unser weiterer Flugweg führte dann über Burg auf Fehmarn zum VOR MIC auf dem Festland von Schleswig-Holstein.

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Von hier war es nicht mehr weit bis nach Travemünde und zu unserem Etappenziel, der Marzipanhauptstadt Lübeck.

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10. Etappe: Lübeck - Mainz.
Nachdem wir den Tank mit 38 Liter AVGAS aufgefüllt hatten, konnten wir die letzte Teilstrecke unserer Reise angehen: Lübeck-Mainz. Mit 470km war der Abschnitt von Lübeck nach Mainz auch die längste Teilstrecker unserer Reise. Dank Rückenwind waren wir in 2:25h wieder zurück an dem Ausgangspunkt unseres "Rundflugs". In Mainz füllten wir unsere Tanks mit 45 Liter MOGAS und damit war auch dieser Teil erledigt.

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Insgesamt sind wir 3580km in 20:10h geflogen. Wir haben unsere 100 ROTAX-Pferde mit insgesamt 360 Liter Sprit gefüttert. Das entspricht ca. 18 Liter pro Stunde oder 10 Liter auf 100 km oder 3,6 Liter pro Pferd für die gesamte Strecke.

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Fazit:
Wir haben sehr viel gesehen und können diese Tour zur Nachahmung empfehlen - aber man müsste sich mindestens die doppelte Zeit für solch einen Ausflug nehmen, um die vielen Sehenswürdigkeiten intensiver besichtigen zu können.

Armin Hanus

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