Wilhelm Thaller
Mit dem Motorsegler
von Österreich über Nepal
nach Australien
(Teil 6)
8.1. Von Alice Spring zum Ayers Rock und nach Lei Creek
Zeitig am Morgen ging es los. Rasch wurde getankt.. In etwas über zwei Stunden sollte ich am Ayers Rock sein. Am Weg dorthin kam ich an einen einem markanten Felsen vorbei. Es war der Mount o Conner – The forgotten. Ein Runde herum und es ging weiter zum Ayers Rock.
Da ich relativ früh dran war, bin ich noch alleine unterwegs gewesen. Am Funk wurde ich freundlich begrüßt und ich sollte den heiligen „Uluru“ halt nicht überfliegen. Gerne habe ich mich daran gehalten und bin herum geflogen.
Am Flugplatz standen ganze Reihen von Hubschraubern und Flächen Fliegern welche alle für Rundflüge bereit reserviert sind. Am Apron war ich alleine. Das tanken war problemlos und ich war gerüstet für den Weiterflug. Nach dem Besuch der Toilette kam ich zum Flieger. Ich war der einzige am Vorfeld. Um gut wegzukommen drehte ich den Flieger in den Wind und wollte schon einsteigen.
Jetzt hatte der Wichtige vom Flugplatz seinen großen Auftritt. Der Flieger habe genau den Markierungen entsprechend geparkt zu sein. Mein Hinweis, dass meine Spannweite mehr sei, als die Markierungen zulassen, war mein Problem. Vorschrift ist Vorschrift. Auch der Hinweis auf den Wind, welcher mit diesem Flieger zu berücksichtigen wäre, interessierte ihn nicht. Ich fragte nur noch, ob ich denn nun weg dürfte? Wir einigten uns, beide getrennte Wege zu gehen und damit war die Sache erledigt.
Diese Mentalität, alles nur nach Vorschrift zu machen, egal ob ein Sinn darin zu finden ist oder nicht, bereitet mir Probleme. Dafür bin ich nicht geschaffen.
Weiter ging es nach Lei Creek. Adelaide war heute nicht mehr zu schaffen. Den kleinen Zusatztank hatte ich bereits stillgelegt, da es ja überall Treibstoff gab. Während des Fluges entschied ich mich doch noch eine Zwischenlandung einzulegen. In Lei Creek würde ich mit weniger Sprit ankommen als ich wollte. So plante ich um nach Kadney Homeste. Eine Tankstelle an der Fernstraße mitten im Nirgendwo. Aber man hatte eine Gravel Piste dazu gemacht. Ich landetet und ging ins Gebäude. Alles in einem Verkaufsraum für die Tankstelle der Straße, Restaurant und Shop.
Zuerst eine Kleinigkeit zum Essen und dann die Frage nach Treibstoff. Kein Problem, war die Antwort. Nach etwa 15 Minuten fragte ich wieder wann ich denn tanken könne. Jederzeit, war die Antwort. Irgendwann kam die Frage, wo denn mein Auto sei? Nun klärte sich das Missverständnis. Man hat meinen Flieger nicht gehört und somit nicht einmal in Betracht gezogen, dass hier jemand seinen Flieger tanken möchte. Nun ging es dafür ziemlich rasch und nach dem Bezahlen konnte ich weiter meinen Weg fortsetzen.
Noch einmal drei Stunden nach Lei Creek. Man gewöhnt sich daran, dass es wieder acht Flugstunden werden sollten. Immer Hitze, immer Turbulenzen, den ganzen Tag fliegen.
Eine gewisse Erschöpfung war jetzt bemerkbar. Morgen sollte ich aber meine Ziel Adelaide erreichen.
Gegen Abend erreichte ich Lee Creek. Ein verlassener Ort mit einem vollkommen verlassenen Flugplatz.
Kein Taxi, Kein Hotel. Nichts gibt es mehr seit die Rohstoffpreise im Keller sind. Das Bergwerk hat zugesperrt und somit war alles wie ausgestorben.
Der Platz hatte aber noch immer einen funktionierenden Tank-Automaten. Auch war das Gebäude offen. Zu meiner Überraschung mit Strom und Wasser. Auch eine voll funktionsfähige Toilette stand mir zur Verfügung. Also ein gratis Hotel. Na ja im Hotel brauche ich nicht am Boden schlafen, aber es reichte vollkommen. Alternative gab es ja weit und breit keine.
Die Temperatur war immer noch mehr als warm. Der siebenundzwanzigste Breitengrad entspricht im Norden ziemlich genau Luxor in Ägypten. Da ist es im Hochsommer ziemlich warm. Hier im Hochsommer, noch immer in der Wüste Australiens, ist es ebenfalls warm genug. Noch immer hatte ich nur einen mehr als provisorischen Australischen Stromadapter. (Die einzige Möglichkeit welche ich hatte war die blanken Drähte in die Steckdose zu stecken um Strom zu bekommen. Ohne Strom geht gar nichts. Allerdings dauert es immer bis alle Batterien wieder geladen sind. Virb Video Kamera, Telefon, iPad, alles wollte wieder geladen werden.
Am Flieger brachte ich meine Abdeckung an und genoss den letzten Sonnenuntergang, den ich alleine auf dieser Reise genießen durfte.
Morgen die letzte Etappe nach Adelaide Parafield. Es bedurfte nun wieder einer genaueren Planung. Parafield ist ein sehr frequentierter Platz neben dem International Airport. Es waren also wieder VFR Meldepunkte und Lufträume zu beachten. Dennoch freute ich mich auf mein Ziel. Seit einem Monat war ich unterwegs.
9.1. Von Lei Creek nach Adelaide
Nun habe meine Ziel erreicht! Es waren heute nur mehr 300 NM bis nach Adelaide. Auch der Anflug war diesmal anders.
Adelaide Parafield ist ein Platz mit vier Pisten. Ein Militärplatz unmittelbar im Norden und der international gleich im Süden. Also diesmal ein Anflug mit Funk und Freigabe. Die Verständlichkeit war „just perfect“. Es war nur mehr ein Genuss. Zuerst direkt über den Platz, dann in den Gegenanflug zur 04rechts. Nach rechts abrollen und zum letzten großen Hangar wo Jörg mit Shakti schon auf mich warteten. Die letzten Meter zum Hangar und ich stelle den Motor ab. Wie freute ich mich! Der Traum meines fliegerischen Lebens war Wirklichkeit geworden.
Nun lernte ich erstmals Jörg kennen. Wir hatten nur kurz per mail korrespondiert und ich hatte keine Ahnung wer er war. Für ihn galt das Gleiche. Auch er hatte keine Ahnung, wem er da einen Hangarplatz auf unbestimmte Zeit angeboten hatte. Um der Hitze etwas zu entkommen schoben wir den Flieger in den Hangar und die riesigen Tore schlossen sich.
Nun war bereits Nigel – der Australien-Vertreter von Limbach am Flieger. Er ließ es sich nicht nehmen, die überfällige Wartung gleich vorzunehmen. Mein Plan war ja, mit der Linie nach Hause zu fliegen, um dann im April zurück zu kommen, um mit meinem geliebten Flieger wieder nach Hause zu fliegen.
Es freute mich den Anwesenden etwas von meinen Erlebnissen mitzuteilen. Dass Australien ziemlich weit von Europa weg ist, das wissen die da unten ziemlich gut. Jörg hat mir aber nicht nur einen Hangarplatz angeboten, sondern mich mit Vollpension in seinem Haus untergebracht.
Ein kaum zu beschreibendes Gefühl wenn man nichts mehr zu organisieren hat. Kein Hotel, kein Taxi, kein Sprit und auch keine Genehmigung. Kein Essen und auch sonst nichts. Ich bekam ein Zimmer mit frisch überzogener Bettwäsche. Zum Essen brauchte ich nur erscheinen. Der Kühlschrank war gefüllt und ich sollte mich einfach nur bedienen! So schaut das Paradies aus. Alles was ich zu waschen hatte, kam gewaschen zurück. So selbstverständlich das zuhause ist, so wunderbar war es nun.
Jedes Haus hat seinen Pool. Selbstverständlich auch das Haus von Jörg. Bei Außentemperaturen, welche im Sommer kaum unter 30° absinken, war die Wassertemperatur auch für mich nur ein Traum. Superwarm, um stundenlang darin zu verbringen. Dazu gab es FIP. FIP steht für Fruit im Pool. Aufgeschnittenen Früchte schwimmen in Schalen im Pool und man bedient sich. Nicht zu beschreiben wie ich mich glücklich fühlte. Es war vollbracht und ich war versorgt.
Auf diesem Weg möchte ich mich bei allen bedanken die mir Unterstützung angeboten haben. Oftmals habe ich den Kontakt dann einfach nicht aufgenommen, da ich keine Zeit für „Evaluierung“ hatte.
Alle Tage waren ausgefüllt mit bis zu über acht Stunden reiner Flugzeit. Das in einer Gegend, wo ich keinen Platz kannte. Nirgends wusste ich, ob es ein „guter – brauchbarer“ Platz war oder auch nicht. Das alles nimmt Zeit in Anspruch und der Körper verlangt irgendwann einfach nach Pause. Ich konnte auch nie ein Bett im Voraus bestellen, da ich ja nie wusste wo den denn wirklich eins brauchen würde.
Nun bin ich am Ziel angekommen und darf bei Jörg und Chaki in einem wunderbaren Haus in den Bergen hinter Adelaide ausspannen.
Vielen Dank an die beiden!!!
Es war wunderbar so aufgenommen zu werden.
Noch am Tag meiner Ankunft buchte ich den Heimflug. Am Montag Abend geht es von Adelaide über Perth und Doha nach München. Da mein Budget hoffnungslos überzogen war, blieb nur mehr der billigste Flug in der Holzklasse.
Am achten Dezember habe ich Zell am See verlassen und am neunten Jänner bin ich in Adelaide eingetroffen. Das ganze mit einem 80-PS-Motorsegler Baujahr 1970. Es war wirklich jeder Tag ein Erlebnis.
Dass die Reise derartige Dimensionen annimmt, war nicht geplant. Meine Planung basierte viel mehr von Tag zu Tag.
Wer kann voraussehen, dass man ein ganzes Monat ohne Beschwerden so viele Stunden in diesem Cockpit verbringt?
Ist es normal, von keinen technischen Stören gröberen Ausmaßes betroffen zu sein?
Ist es normal mit einem reinen VFR Flieger auch ohne größere Probleme durch die Tropen zu kommen?
Kann man davon ausgehen, dass sowohl Flugzeug als auch ich die sommerliche Hitze in der „südlichen Sahara“ unbeschadet überstehen?
Nein all das kann man nicht so planen, wie es sich dann ergeben hat.
Nochmals vielen Dank an alle, die mir trotz meiner Flexibilität immer geholfen haben.
Nochmals ganz besonders danke an Darko mit Mjet und Palm Aviation. Das mit dem Visum in Australien habe ich selbst verbockt.
Was passiert mit meinem Flieger?
Im April möchte ich wieder kommen und mein geliebtes Gerät wieder nach Hause fliegen. Manches wird einfacher, da ich etwas Erfahrung gesammelt habe. Es wird wieder eine drei Wochen dauernde Weitwanderung sein. Eine gute Woche bis in den Norden von Thailand. Dann eine Woche durch Bangladesch, Indien und Pakistan. Dann die letzten Etappen über Iran Türkei und Bulgarien nach Hause.
Also kaum angekommen geht es im Kopf schon wieder weiter.
Vielen Dank an alle die mir geholfen haben und auch an alle die einfach nur dabei waren.
Der Luftweitwanderer Never get Lost
Das waren meine Pläne nach der Ankunft. Gekommen ist es anders. Als ich zu Hause war sind die Rechnungen eingetroffen. Nicht nur tausend um tausend sondern zehntausend um zehntausend. Alles war auf Kredit. Jetzt ging es ans Bezahlen.
Beim ganzen Flug nach Australien hatte ich genau zwei Landungen unter 1.000,-€. (Und die waren nicht viel darunter). Dafür hatte ich zwei Landungen mit deutlich über 3.000,-€. Es waren dies Kathmandu und Bali. Darwin mit den extra Spesen sowieso. Alle anderen Landungen jeweils so um die 2.000,-€.
Diese Kosten beinhalten noch keinen Sprit, kein Taxi, kein Hotel. Eine genaue Aufstellung habe ich nach der Reise nicht gemacht. Es wäre reiner Masochismus gewesen.
Angesichts der finanziellen Situation hat sich mein Plan, das Flugzeug wieder heim zu fliegen erledigt. Verkaufen wollte ich mein so sehr geliebtes Gerät aber auf keinen Fall. Wieder aber stand mir das Glück zur Seite.
In Adelaide gibt es einen Deutschen – Konrad Maierhofer mit Ehefrau Edeltraud. Die beiden tauschen den deutschen Winter mit dem Australischen Sommer. Er hat einen eigenen Container, um seine Segelflieger zu transportieren. Er organisierte einen Piloten der zumindest schon RF5 Motorsegler geflogen ist. Dieser überführte meinen Motorsegler nach Stonefield. Dort wurde er fachgerecht zerlegt und in den Container verladen.
Es folgte zuerst der Transport zum Hafen in Adelaide. Dann musste die ganze Verzollung organisiert werden. Es brauchte auch noch ein Schiff welches den Container nach Europa bringt. Hier wieder Einführen und dann kam das Ganze zu Konrads Firma in Traunreut. Ist ja fast logisch wenn man um die halbe Erdkugel fliegt, dass man dann jemanden trifft, der gerade Flieger nach Bayern schickt – nicht einmal 100 km von Zell am See entfernt.
Das alles hat Konrad für einen fairen Preis gemacht.
Hans Wöhrer kam mit seinem LKW mit Kran und der Flieger konnte die letzte Etappe der Rückreise nach Zell am See antreten.
Im November 2016 fast ein Jahr nach meiner Abreise war mein Flieger wieder zu Hause.
Nun erfreue ich mich wieder, damit gelegentlich Luft zu wandern und meine Heimat in den Bergen zu genießen. Willi
Die wichtigsten Fakten
• | Flugzeug | Motorsegler RF5 |
• | Gebaut aus | Holz und bespannt |
• | Baujahr | 1970 |
• | Motor | Limbach mit 80 PS |
• | Besitze Flugzeug seit | Mai 2009 |
• | Standardtanks | 60 Liter |
• | Zusatztanks | 65 Liter |
• | Endurance | 09:00 Stunden |
• | Verbrauch pro Stunde | ca 13 Liter |
• | Reisegeschwindigkeit | 100 kt (180 km/h) |
• | Anzahl der Legs | 32 Legs |
• | Gesamtflugzeit | 120:52 Stunden |
• | Längster Einzelflug | 06:49 und 06:44 Stunden |
• | Längste Gesamtflugzeit pro Tag | 07:59 Stunden |
• | Anzahl der Flüge | 33 |
• | Landungen in | 12 Ländern |
• | Gesamtanzahl Landungen | 33 davon 10 in Australien |
• | Überflogene Länder ohne Landung | 5 |
• | Permissions machte | MJet Vienna bzw. Palm Aviation Dubai |
• | Warum im November | Monsun in Indien, Regenzeit am Äquator |
• | Größte Schwierigkeiten | Kurze Tage im Norden, Airport of Entry |
• | Treibstoffversogung | Schwierig mit Avgas |
• | Treibstoffpreise | Bis zu über 5 Dollar pro Liter |
• | Treibstoff | In Sepang z.B. nur ein ganzes 200 Liter Fass |
Ausrüstung
![]() Zusatztanks |
![]() Handpumpe für Zusatztanks |
![]() Life Raft |
Ein Mann Life Raft verpackt zum am Körper zu tragen |
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![]() Garmin Virb mit Propeller Filter und Audio Kabel |
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![]() Garmin 500 mit einer Pacific Data base. |
Auf einem iPad mini hatte ich einen weltweiten Jeppesen Am Handy hatte ich Airnav Pro – bietet Karten für alle Staaten weltweit |
![]() So sah die ursprüngliche Planung aus für Tageslicht, Öffnungszeiten, Zoll und Treibstoff |
Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum
Für mich die RF5 ein Traum Flieger
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